Die Geschichte endet dort, wo alles beginnt. »A« wie Advent Children , »B« wie Before Crisis , »C« wie Crisis Core.
Mit dem Prequel zum PlayStation- Meilenstein und gleichzeitig vierten Teil der Compilation of Final Fantasy VII neigt sich das Final Fantasy VII-ABC allmählich dem Ende entgegen.
Crisis Core dient als Handlungs-Bindeglied aller Compilation-Teile: Offene Fragen werden beantwortet, Unklarheiten aus der Welt geschafft. Ähnlich wie im Ur-Final Fantasy VII ist die Geschichte erneut sehr komplex und tiefgründig.
Religiöse Namen (Sephiroth, Genesis, etc.) werden in die verstrickte Handlung ebenso eingebunden, wie biblische Anspielungen (Engel -- der Ausdruck wird erstmals in Kapitel 19 von Genesis verwendet). Seitenhiebe auf geschichtsträchtige Figuren (Heidegger -- Philosoph, Bugenhagen -- Reformator und Freund Martin Luthers etc.) wie im PSone-Final Fantasy VII konnten wir hingegen nicht ausmachen.
Doch hat Crisis Core auch das Potential zum geschichtsträchtigen Handheld-Spiel?
Hämmern, hoffen, heilenAuf eurer Reise trefft ihr nicht nur auf alte Bekannte: Diese junge Dame hört auf den Codenamen »Cissnei« und ist Mitglied der ShinRa-Elite-Einheit »Turks«.
Beim Schwierigkeitsgrad der westlichen Version haben die Entwickler von Crisis Core ordentlich angezogen: Die zahlreichen Zufallskämpfe und Endboss-Gefechte sind wesentlich anspruchsvoller als in der japanischen Fassung.
Laut Regisseur Hajime Tabata möchte man damit sicherstellen, dass auch routinierte Spieler mit dem Action-Rollenspiel lange Zeit gefordert sind. Und tatsächlich:
Bereits nach den ersten Auseinandersetzungen gegen die Feindesscharen bemerkt ihr, dass euch die rasanten Echtzeitschlachten einiges abverlangen. Kampfeskönnen allein führt euch jedoch nicht zum Erfolg -- das Glück spielt eine entscheidende Rolle.
Namentlich heißt das Glück in diesem Fall »Digital Mind Wave-System«, kurz »DMW« -- eine Art einarmiger Bandit. Während der Kämpfe rotieren stetig drei Walzen am oberen Bildschirmrand, auf denen unterschiedliche Charakter-Portraits (Cloud, Tseng, Aerith usw.), sowie die Ziffern eins bis sieben abgebildet sind.
Einzig der Zufall bestimmt darüber, wann das DMW-Rad stoppt und welche Kombinationen daraus resultieren.
Bestimmte Konstellationen haben mächtige Limit-Attacken oder die Verbesserung der unterschiedlichen Status-Effekte (Lebensenergie, Zauberkraft, Angriffsstärke etc.) zur Folge.
Ein Beispiel: Die »777-Kombination« macht euch für kurze Zeit unverwundbar. Zeigen alle Walzen das Gesicht des »Legendary Soldier Sephiroth«, führt Zack eine schlagkräftige Schwertattacke aus.
Auch die Entwicklung des Hauptprotagonisten Zack Fair hängt einzig vom DMW-System ab.
Soll heißen: kein Glück -- keine Erfahrungspunkte!
Für hartgesottene Charakter-Planer und Rollenspiel-Veteranen dürfte das schwer zu verdauen sein.
Spiel auf Zeit!Das ShinRa-Hauptquartier ist Anlaufstelle zwischen den einzelnen Kapiteln.
Eure Aufträge bekommt ihr von Colonel Lazard Deusericus.
Oftmals zieht das DMW einen Kampf unnötig in die Länge:
Gerade wenn ihr gegen schwächere Gegner in den Ring steigt und nicht auf die Limit-Attacken angewiesen seid, beanspruchen die langwierigen Angriffssequenzen nicht nur eure Zeit, sondern auch euer Nervenkostüm.
Ebenfalls nervig: Ihr greift zu einem Heiltrank, um eure Lebenspunkte aufzustocken.
Kurz nachdem ihr euch die Power-Plörre reingekippt habt, beschert euch das DMW aber durch den richtigen »Dreier« völlige Genesung – unnütz und sehr ärgerlich!
Bleibt das Glück aus, müsst ihr euch eigenständig um die feindlichen Truppen kümmern:
Die automatische Zielerfassung visiert immer den Gegner an, der Zack am dichtesten zu Leibe rückt. Zwar stecken die Bösewichte einiges weg, besonders klug verhalten sich die Widersacher jedoch nicht.
Oftmals genügt es, blind auf der Angriffs-Taste rumzuhämmern, um die bösen Schergen auf direktem Weg in den Lebensstrom zu befördern.
Rollenspiel-RenaissanceBesonders in den Bosskämpfen --- wie hier gegen Bahamut Fury -- müsst ihr hellwach sein. Setzt der goldene Riesendrache seine verheerende Spezialattacke ein, werden eure Lebenspunkte erheblich in Mitleidenschaft gezogen.
Besonders in den Bosskämpfen --- wie hier gegen Bahamut Fury -- müsst ihr hellwach sein. Setzt der goldene Riesendrache seine verheerende Spezialattacke ein, werden eure Lebenspunkte erheblich in Mitleidenschaft gezogen.
Wo Final Fantasy draufsteht, ist auch Final Fantasy drin:
Das Prequel des siebten Serienteils ist in insgesamt elf Hauptkapitel unterteilt. Eingeschränkte Freiheit: Eine Weltkarte gibt es in Crisis Core nicht.
Anstatt auf freiem Fuß die Oberwelt zu bereisen, manövriert euch das Spiel automatisch von einem Schauplatz (ShinRa-Hauptquartier, Slums der Stadt Midgar etc.) zum nächsten.
Die Handlung wird in zahlreichen (englischsprachigen) Dialogen und fulminanten FMV-Sequenzen vorangetrieben.
Die Synchronisation wirkt sehr stimmig, die aufwendig inszenierten Filmschnipsel erreichen beinahe Advent Children-Niveau.
Nach ca. 15 Stunden neigt sich die Final Fantasy VII-Vorgeschichte dem Ende zu. Damit ist die Spieldauer der Haupthandlung zwar etwas spärlich ausgefallen – stolze 300 Zusatzmissionen sorgen jedoch für Langzeitmotivation.
Als Anlaufstelle für die Aufträge dienen die zahlreich verstreuten Speicherpunkte im Spiel.
Ruft das Menü auf, um eine Mission in Angriff zu nehmen.
Zwar sind die optionalen Nebenquests sehr linear aufgebaut -- verdrescht in einem abgesteckten Areal eine bestimmte Anzahl Gegner -- zum Aufleveln eignen sich die Missionen jedoch prima.
Zudem lassen sich viele Schatzkisten mit wertvollen Gegenständen und Extras (neue DMW-Portraits etc.) ausfindig machen.
FazitCrisis Core ist ein Geschenk an alle Final Fantasy VII-Fans! Vor allem dank der sensationellen Technik ist das Action-Rollenspiel aber auch für Serienneueinsteiger interessant.
Einzig das DMW-System konnte uns nicht vollends überzeugen: Die Charakterentwicklung basiert auf reinem Glück.
Davon abgesehen macht das Prequel aber alles richtig!10/10