Götter sind ein ziemlich faules Pack! Sie wollen zwar von den Menschen verehrt und angebetet werden, sind aber nicht bereit, auch nur einen Finger für ihre Schutzbefohlenen krumm zu machen.
Für solche Fälle haben die Götter Handlanger, die ihren Willen durchsetzen.
Einer dieser Handlanger ist der mächtige Krieger Kratos, der dem Kriegsgott Ares bedingungslos ergeben ist. Kenner der God of War-Reihe legen hier zu Recht irritiert die Stirn in Falten, denn eigentlich ist die Allianz zwischen Ares und Kratos im Finale des ersten Teils zu einem blutigen Ende gekommen.
Des Rätsels Lösung heißt in diesem Fall »Vorgeschichte«, denn der erste PSP-Auftritt des grimmigen Griechen spielt zeitlich vor seinen PlayStation 2-Abenteuern.
Großer Krieger im KleinformatAls Handlanger des Kriegsgottes ist es nicht etwa eure Aufgabe, von der Kanzel zu predigen, hier und da eine Taufe durchzuführen oder im Notfall einen Rosenkranz beten zu lassen - da Kratos eher zu den schweigsamen Typen gehört, verlässt sich der kalkweiße Hüne lieber auf die Wirkung seiner Waffen!
Er wird prompt in eine göttliche Intrige hineingezogen, bei der (mal wieder) das Schicksal der Menschen und der Götter auf dem Spiel steht.
Ihr steuert den Krieger aus Sparta in der Verfolgerperspektive durch beeindruckende Tempelanlagen, metzelt euch durch antike Städte oder erkundet die überfluteten Höhlen des griechischen Götterberges Olymp.
Natürlich seid ihr nicht alleine in den beeindruckenden Polygonwelten unterwegs. Unzählige gegnerische Soldaten, Skelett-Krieger, blutrünstige Minotauren und kreischende Sirenen warten nur darauf, Kratos ein für allemal in den Hades zu schicken.
Um den zahlreichen Gegnern Herr zu werden, verlässt sich Kratos auch in Chains of Olympus in erster Linie auf seine bewährten Chaosklingen. Mit »Quadrat« und »Dreieck« wirbelt ihr die Ketten-Klingen herum und fahrt eine blutige Ernte ein.
Planloses Knöpfchendrücken ist allerdings nicht die beste Vorgehensweise, denn jeder Gegner hat nur eine individuelle Schwachstelle: Einige Bösewichte wollen in die Luft geschleudert werden, bevor es ihnen an den Kragen geht, und gut verpackten Taugenichtsen prügelt ihr zuerst die Rüstung vom Leib, bevor es ans Eingemachte geht.
Besonders dicke Gegner wie Minotauren oder Sirenen erfordern eine etwas andere Herangehensweise: Habt ihr die herrlich animierten Biester geschwächt, erscheint ein Symbol über dem Kopf eures taumelnden Opfers.
Wer jetzt die »Kreis«-Taste drückt aktiviert ein Minispiel, in dem es gilt, die auf dem Bildschirm erscheinenden Tasten zu drücken. Auf diese Weise verknotet ihr Sirenen, spielt Augapfel-Jojo mit Minotauren oder lasst die Luft aus den aufgedunsenen Bäuchen riesiger Wölfe.
Getötete Feinde hinterlassen rote Orbs, mit denen ihr eure Waffen nach und nach aufrüsten könnt. Sollte der Einsatz von Kratos' Waffen mal nicht mehr ausreichen, stehen euch außerdem magische Angriffe zur Verfügung, die mit der »L«-Taste ausgelöst werden.
So entfesselt ihr einen tobenden Feuerdämon oder nutzt den Sonnenschild, um Projektile und Feuerkugeln zum Absender zurückzuschicken. In jedem Spielabschnitt warten natürlich auch Zwischen- und Endgegner darauf, Kratos' Klinge zu kosten.
Leider ist im gesamten Spiel nur ein wirklich riesiger Endboss vorhanden, der bereits im ersten Level verheizt wird. Die restlichen Gegner sind zwar keineswegs lahme Enten, lassen aber ein wenig den typischen God of War-Bombast vermissen.
Kopfnuss a la KratosUm den Abspann des auf knapp sieben Stunden angelegten Abenteuers zu sehen, benötigt ihr nicht nur einen Daumen aus Stahl, sondern auch einen funktionierenden Denkmuskel. In den verwinkelten Arealen warten nämlich zahlreiche Rätsel darauf, gelöst zu werden.
Meistens gilt es dabei, verschlossene Türen zu öffnen, um in neue Bereiche vorzudringen oder mystische Gegenstände zu finden, die euch mit speziellen Fähigkeiten ausstatten.
So dreht ihr zum Beispiel Spiegel, um einen Lichtstrahl an eine bestimmte Stelle zu lenken, blockiert Schalter mit den Körpern gefallener Feinde oder legt Feuer, um eine rätselhafte Nebelwand zu vertreiben.
Im Großen und Ganzen stellen die Rätsel keine allzu großen Herausforderungen dar, sorgen aber für die nötigen Verschnaufpausen im hektischen »Killen und Klettern«-Alltag. Ebenfalls spaßig sind kleine Intermezzi, in denen ihr mit riesigen Katapulten Schiffe versenken spielt oder sich Kratos in einen Liebesgott verwandelt.
Obwohl der antike Antiheld auch dieses Mal ausgedehnte Klettertouren unternimmt und in den Eingeweiden des Olymp herumtaucht, haben sich die Entwickler auf keine Design-Experimente wie Flugsequenzen mit Pegasus eingelassen.
PSP am Limit!Die bange Frage, ob God of War auf der PSP überhaupt funktionieren kann, lässt sich mit einem eindeutigen »Ja!« beantworten. Die Animationen des Hauptdarstellers und seiner Gegner sind hervorragend, die Polygonbauten mächtig und die Effekte wirklich gelungen.
Trotz monströser Explosionen, vieler Gegner gleichzeitig und jeder Menge Hintergrundspielereien bleibt der Spielablauf stets flüssig. Das Hardwaretypische Kantenflimmern fällt beim bis dato technisch eindrucksvollsten PSP-Titel nicht weiter ins Gewicht.
Der Soundtrack (den ihr unbedingt über Kopfhörer genießen solltet) peitscht euch mit bombastischen Klassik-Arrangements durch das Spiel, die Kampf- und Umgebungsgeräusche können sich ebenfalls hören lassen.
FazitHut ab vor den Entwicklern. Chains of Olympus ist nicht nur das bisher technisch beste PSP-Spiel, sondern auch ein unglaubliches Erlebnis.
Spannende Levels, nette Rätsel und der GoW-typische Bombast haben ihren Weg ohne Einschränkungen auf Sonys Mobilkonsole gefunden. Lediglich bei den unspektakulären Endgegnern hätte mehr drin sein können. Ansonsten gilt: Wer sich diesen Kracher entgehen lässt, ist selber Schuld!
10/10